One Gear - One Life - One Crew

March 9, 2017
March 9, 2017 Bernhard Blum

Crew

In Wien gibt es mehr Radbanden-artige Konglomerate als hier Platz wäre um über alle zu berichten.

Autor: Bernhard Blum - 4 min read 
Foto: © MatthiasHeschl.com

One Crew würde voraussetzen, dass tatsächlich alle „Fixed-Gear“ Radlerinnen und Radler der Stadt eine Bande sind. Dem ist natürlich nicht so, sondern teilt sich die Szene in, mittlerweile verwachsende Untergruppierungen und Interessensgemeinschaften.

Auch eine starre Einteilung in verschiedene Crews wäre weder erwünscht noch zulässig, weil Ausnahmesportler wie John Cardiel sowohl am Skateboard, Snowboard wie auch am „Fixie“ eine professionelle Figur machen.

Er hat, um eine schwere Wirbelsäulenverletzung zu therapieren, begonnen Rad zu fahren und nie mehr wieder damit aufgehört. Heute baut er sogar eigene Rahmen und „Custom Bikes“. Auch in der Amateurliga gibt es heute einige die, um cruisend neue Skateplätze zu erkunden, zu dieser speziellen Art von Rad greifen und vor Ort dann erst auf das Brett wechseln.

Seit dem Beginn des „Fixie“-Kults Anfang dieses Jahrtausends hat sich in Wien, wie in vielen anderen Metropolen rund um den Erdball, eine ähnliche Entwicklung abgezeichnet. „Early adopters“ waren die Radboten, die aus Reisen nach New York oder San Francisco die Gewißheit mitnahmen mit solchen Rädern nicht nur mehr Spaß zu haben, sondern auch für den Job als Fahrradbote besser gewappnet zu sein. Weniger Verschleißteile ersparen kostspielige Wartung oder Ersatzteile. Und die Tatsache, dass Bremse und Gangschaltung fehlen, macht es auch unmöglich das diese Teile bei längerem Abstellen vom Rad gestohlen werden.

Events sind der „melting pot“ der Szene

Daniel Müller, dem heutigen Besitzer der Track Bike Boutique „FIXDICH“, hat den steigenden Bedarf nach Equipment früh erkannt. Dem Handel damit wollte er sich damals aber noch nicht verschreiben, sondern hat er geholfen „Fixie“ fahren zu dem zu machen was es heute ist. Ein sportorientiertes Randgruppen Phänomen mit enormen Wachstumspotential.

Als Organisator der legendären „Gold Sprints“ hat er die ersten Cracks der Szene dazu bewegt sich auf einem auf einer Walze montierten Rad dabei zu messen, wer mit der Übersetzung „46-16“ am schnellsten 500m herunterstrampelt. Diese und viele andere Events haben geholfen die verschiedenen Kleinstgruppierungen teilweise zu größeren verschmelzen zu lassen. Während einer „Critical Mass“ Veranstaltung in Budapest wurde die Idee von einer Wiener Fahrrad-Gang von Nicholas Platzer, dem Co-Betreiber der inoperable Gallery geboren.

Die ersten „Rad Rowdies“ haben während des „Bicycle Film Festivals“ in New York stolz ihre „Cuts“ entgegengenommen. Hierfür wurden die damals gerade in aller Hände befindlichen Warnwesten umgestaltet, beschmiert könnte man auch sagen, und so zur Bandenkleidung umfunktioniert.

Die gewollte Persiflage setzt sich dann fort wenn, wie bei richtigen Motorradgangs, die „Prospects“ ihre Aufnahmeprüfung machen müssen um Mitglied werden zu dürfen. Die Auflage an den letzten Anwärter war das Crew-Maskottchen, den „Bier-Bären“, ein ganzes Monat lang sichtbar mit sich rumzuschleppen. Ausnahmslos, also auch bei der Boten-Weltmeisterschaft, bei der er damals teilnahm. Für eine Bande eigentlich ganz harmlos, wäre da nicht die Gefahr die davon ausgeht, dass weder „Bier-Bär“ noch die Westen jemals gewaschen wurden dürfen.

Kollektives Radeln als Erlebnis, als Wettkampf oder zur Durchsetzung von Interessen

Den gemeinsamen Fahrspaß zelebrieren zum Beispiel Konglomerate wie „tracked in Vienna“, von dem in periodischen Abständen zu gemeinsamen Ausfahrten am „Fixie“ aufgerufen wird. Es wurde auch von den oft „fixed“ fahrenden, eingefleischten Boten ein Verein namens „mfg – messengers for good“ ins Leben gerufen. Dieser versucht das Image der Radboten als Verkehrsrowdies im Alltag zu korrigieren. Gleichzeitig veranstaltet „mfg“ auch die AlleyCat Serie, bei der Schnitzeljagd-ähnliche Rennen im abendlichen Straßenverkehr gefahren werden. Einem Vorläufer für ein Rennformat, das mit Red Bull Fix & Foxi nun wettkampftauglich wird.

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